Die Doppelmoral unserer Bauern

Letzte Aktualisierung: 20. Januar 2024 um 14:52 Uhr

Die #Bauern ziehen ja mal wieder in die #Schlacht, teilweise auch mit sehr fragwürdigen Flaggen (siehe Bild/Video). Es sei aber dazugesagt, dass diese Beflaggung und womöglich auch Gesinnung eher die Ausnahme ist. Landwirtschaft ist bunt, nicht braun!

Grund genug, vielleicht auch mal auf den #Bauer selbst zu schauen. Viele davon strotzen nur so vor #Doppelmoral.

Ist der Bauer ruiniert, wird dein Essen importiert!

zu finden auf vielen Demo-Treckern

Importe sind … bööööööse!

Der Milchviehbetrieb

#Milch gibt es (dank #Subventionen!!) ziemlich billig bei #Discountern und #Supermärkten – das ist ein #Fakt, den man nicht ignorieren sollte. Wann gibt eine #Kuh #Milch? Immer? Natürlich nicht – das ist wie bei #Mama – ohne #Säugling keine #Milch. #Säugling muss also erstmal weg, damit für uns die #Milch billig ins #Regal kommen kann. Aber was machen mit dem #Vieh? #Mastbetriebe gibt es glaub so gut wie keine mehr in #Deutschland, also lassen wir ANDERE erst einmal die #Kälbchen #importieren und mästen, um sie später selbst wieder zu #importieren, damit sie #billig und verarbeitet in den Kühlregalen liegen können, falls sie nicht noch einmal durch die Gegend transportiert werden. Es werden also #Lebensmittel importiert, die der #Milchbauer erstmal loswerden musste.

Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch

Die #Kühlregale sind voll damit. Fast alles davon importiert. Nicht unbedingt als rohes Fleisch, sondern in der Wurst, TK-Produkten und so weiter. Was nicht importiert wurde, musste also hier im Land gefüttert werden. Wo kommt das #Futter her? Ich sag es ja nur ungern, aber vieles davon wird importiert, also ist irgendwie auch das regionale #Fleisch ein importiertes #Lebensmittel, oder? Das Ganze wird übrigens subventioniert.

Woher das Fleisch kommt, muss nur dann angegeben werden, wenn es sich um unverarbeitetes Fleisch und Hackfleisch handelt. Sobald weitere Zutaten hinzugefügt werden, entfällt die Pflicht zur Information über die Herkunft des Fleisches.

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/herkunft-von-lebensmitteln-woher-kommen-fleisch-eier-obst-5431

Ich sag es einfach mal so: Wenn die #Zutat #Fleisch aus #Deutschland kommen würde, würde bei der #Wurst nicht nur „Hergestellt in Deutschland“ stehen, sondern auch, woher das #Fleisch kommt. Auch wenn es 25 verschiedene #Lieferanten in einer #Wurst sind – es wäre doch ein gutes #Verkaufsargument. Da es aber nicht draufsteht, kann man davon ausgehen, dass es in Nachbarländern oder noch weiter weg geschlachtet oder zumindest gemästet wurde. Natürlich da, wo es günstig ist.

Hier ein Pflänzchen, da ein Pflänzchen

Sicher – auf den Feldern wird auch was angebaut. #Tierfutter, #Energiepflanzen und auch ein paar #Lebensmittel.

Auf rund 10 Millionen Hektar, das sind etwa 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands, wird Futter für unsere Nutztiere erzeugt.

https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/was-waechst-auf-deutschlands-feldern

Was fehlt sind jedoch eiweißreiche Futtermittel. Diese werden weder in Deutschland noch in der EU in ausreichend großen Mengen erzeugt.

https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/was-waechst-auf-deutschlands-feldern

Obst und Gemüse wird in Deutschland auf gerade mal gut einem Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut. Nimmt man die Kartoffeln dazu sind es 2,9 Prozent.

https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/was-waechst-auf-deutschlands-feldern

Im Jahr 2022 wurde in Deutschland auf einer Fläche von rund 665.000 Hektar Raps zur Biodieselerzeugung angebaut. Insgesamt bezifferte sich die Anbaufläche von Energiepflanzen in Deutschland auf etwa 2,6 Millionen Hektar. Die wichtigsten Energiepflanzen waren dabei, gemessen an der Anbaufläche, Pflanzen für Biogas.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153072/umfrage/anbauflaeche-von-energiepflanzen-in-deutschland-nach-sorten-seit-2007/

Nun, wie könnte man nun verhindern, dass #Lebensmittel importiert werden müssen? Hat ja mit dem #Agrardiesel rein gar nichts zu tun, wird aber gern als #Grund genannt. Nun … ich glaub, ihr kommt da selber drauf, oder?

Der Thron des Bauern … ist seine Doppelmoral?

Fast jeder dritte Euro aus dem mehrjährigen EU-Etat fließt in die Landwirtschaft, über sieben Jahre sind das insgesamt 387 Milliarden Euro.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/bauern-eu-bruessel-100.html

Hier kannst Du sehen, wer wie viel bekommen hat: https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/ (Einfach PLZ oder Name suchen)

Da der #Import von #Lebensmitteln so schlecht sein soll, sollte das doch eigentlich auch auf andere Bereiche zutreffen, oder? Merke: Alle deutschen #Bauern fahren #Deutz, #Fendt oder andere deutsche #Marken, bestellen nicht bei #Amazon, #Wish oder #Temu, nutzen ausschließlich regionale #Elektronikprodukte und so weiter.

Nee, ganz ehrlich liebe #Bauern – ich kann euren #Frust ja verstehen, aber auch „importierte #Erntehelfer“, #Reimporte von #Fleisch, das eigene #Konsumverhalten außerhalb eurer Branche sind Teil des Problems. Wer subventioniert mich, weil ich heute an meiner #Arbeit gehindert wurde oder weil ein „importierter #Handwerksbetrieb“ bei euch auf dem #Hof gebaut hat? Ach, ich Dummerchen – Leute ohne Trecker haben ja keine Sorgen …

Etwa ein Drittel der Lebensmittel, die in Deutschland produziert werden, verkaufen wir in andere Länder.

https://blog.moderne-landwirtschaft.de/import-und-export-lebensmittel

Nun steht bei uns am Ortseingang von Hemmingen ein Galgen … daran hängt natürlich eine Ampel.

Das hat für mich nichts mehr mit Protest zu tun. Das ist blinde Hetze gegen einen selbst ernannten Feind. Allerdings hat nicht dieser Feind die geniale Idee gehabt, den Weltmarkt versorgen zu wollen. Auch diktiert dieser Feind nicht die Handelspreise. Der Feind des kleinen Bauern sind doch eher die Bauernverbände, Handelskonzerne, verfehlte Politik der letzten Jahrzehnte und vielleicht auch ein wenig Leichtgläubigkeit.

„Die vier größten Lebensmittelkonzerne Edeka, Rewe, Lidl und Aldi beherrschen 85 Prozent des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Mit dieser Marktmacht konnten sie die Lebensmittelpreise hochziehen, ohne die Erlöse angemessen an ihre Lieferanten in der Lebensmittelkette weiterzugeben“, erklärt Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), im Gespräch mit tagesschau.de.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/landwirte-agrarprodukte-bauern-preise-handelskonzerne-milchpreis-100.html

Logik?: Ich bekomm nicht genug für mein Produkt, also muss ich Kredite aufnehmen, expandieren und mehr von dem produzieren, für das ich nicht ausreichend entlohnt werde. Oh, funktioniert nicht? Schrei nach Subventionen … so entstehen Milchseen, Butterberge und ein überschwemmter Markt.

Auch CDU/CSU, welche ja nun wieder was gefunden haben, um gegen die „Führung“ zu wettern und nur deshalb auf der Bauernseite sind, sind für die jahrzehntelange, fehlgeleitete Agrarpolitik verantwortlich. Euer Hauptfeind sind aber immer noch größenwahnsinnige Verbände, denen der kleine Bauer scheißegal ist. Sie leisten Lobbyarbeit für die Agrargiganten, nicht für den kleinen Bauern. „Wachse oder weiche“, davon sollte sogar der Bauer mit den wahnsinnig großen Kartoffeln schon einmal gehört haben. Ja, eure Verbände, Union und ihr selbst als Lemminge habt den Karren in den Dreck gefahren.

Es geht auch anders!

Wie eingangs schon erwähnt, Bauer ist nicht gleich Bauer, Landwirt nicht gleich Landwirt und Viehzüchter auch nicht gleich Viehzüchter. Scheinbar ungesehen (so kommt es mir zumindest oft vor) gibt es auch #Bauernproteste, die meine vollste Unterstützung finden, auch wenn ich #Veganer bin.

Auf Transparenten von Teilnehmern war unter anderem zu lesen „Bäuerinnenland gehört in Bäuerinnenhand“, „Essen ist politisch!“ oder „Bauern vor Konzerninteressen“. An einem anderen Traktor war auf einem Laken in bunter Schrift zu lesen „Rechte Rüben Unterpflügen“ – wohl in Anspielung darauf, dass zuletzt auch von rechtspopulistischer Seite zur Teilnahme von Bauernprotesten aufgerufen worden war.

Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/regional/berlin/wir-haben-es-satt-demo-100.html

Erkenne den Unterschied!

12 Gedanken zu „Die Doppelmoral unserer Bauern“

  1. Ergänzung, da es einige wohl nicht verstanden haben: Bei Fleisch in den Kühlregalen sind auch Wurst und andere verarbeiteten Lebensmittel gemeint. Hier muss ja keine Herkunft des Fleisches angegeben werden – es wird also sicher nicht das „gute deutsche“ Fleisch sein – sonst würde der Hersteller es freiwillig draufschreiben, da es ein gutes Verkaufsargument wäre. Verboten ist es ja nicht, Konsumenten darüber zu informieren, woher das von teilweise 25 Lieferanten stammende Fleisch in der Wurst kommt.
    –>> https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/herkunft-von-lebensmitteln-woher-kommen-fleisch-eier-obst-5431

    Ich hab den Beitrag entsprechend ergänzt.

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  2. Das wollen die freien Bauern:
    1. „Schluss mit den EU-Programmen Green Deal und Farm to Fork.“
    Anm. Madekozu:
    Green Deal: –>> https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de
    Farm to Fork: –>> https://www.slowfood.de/aktuelles/2020/eu-farm-to-fork-strategie-die-wichtigsten-infos-auf-einen-blick
    2. „Rücknahme aller Dünge-, Pflanzenschutz- und Tierhaltungsregeln nach 2017.“
    3. „Aufkündigung von Freihandelsabkommen und zollfreien Importen.“
    4. „Zerschlagung der Monopole in Handel und Lebensmittelindustrie.“
    5. „Verbot von Gentechnik und Laborfleisch, Feuer frei auf die Wölfe.“
    (Hinweis: es handelt sich hier um die zitierten Forderungen des Verbandes der Freien Bauern)
    Quelle: https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/so-laeuft-der-erste-tag-der-aktionswoche-mit-den-bauernprotesten-c-13565631.html

    Soso, dann fordere ich:
    1. Feuer frei für Subventionskürzungen!
    2. Streichung aller Subventionen für die Tierindustrie!
    3. Verbot der Massentierhaltung!
    4. Zerschlagung der großen Agrarbetriebe!
    5. Einstellung ALLER Subventionen für „freie Bauern“
    6. Senkung der Mehrwertsteuer für pflanzliche Nahrungsmittel!
    7. Anhebung der Mehrwertsteuer für tierische Nahrungsmittel
    8. Mehr Personal für Kontrollbehörden, finanziert durch Sondersteuer für freie Bauern
    9. Strengere Kontrollen jeglicher Art
    Punkt 4 sollte ja sogar im Sinne der freien Bauern sein.

    Antworten
  3. Hier, liebe Bauern, liegt der Hund begraben:
    –>> https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/landwirte-agrarprodukte-bauern-preise-handelskonzerne-milchpreis-100.html

    Dabei aber auch meinen Kommentar weiter oben beachten:
    –>> https://echtma.de/die-doppelmoral-unserer-bauern/#comment-439

    Das Eine, haben Bauernverbände vorangetrieben, das Andere hat Marktmacht gedrückt. Dennoch sind beide irgendwie verbandelt und es wurde über Jahrzehnte von der Politik mit unterstützt.

    Die Ampel am Galgen am Ortseingang in 71282 Hemmingen hängt immer noch. Dieser DEPP hat es noch nicht verstanden, wer sein wirklicher „Feind“ ist. Zum Glück sind nicht alle Bauern DEPPEN, sondern die meisten sind einfach nur frustriert und haben Zukunftsängste. Sei kein DEPP, sondern pranger die wahren Feinde des Bauern an.

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  4. Wachse oder Weiche … die goldene Regel? Nun liebe Viehzüchter. Der Fleischkonsum in Deutschland ist erneut gesunken – also nochmal – die Nachfrage ist gesunken, nicht Importe gestiegen, wie es gern propagiert wird.

    –>> https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/fleischproduktion-ernaehrung-100.html

    Für mich als Veganer beantwortet es mal wieder die Frage „Was kann einer allein schon bewirklen“ … sehr viel! Siehe Entwicklung bei Rügenwalder’s Schinkenspicker – gibts „nur noch“ vegan und das ist auch gut so! Sicher – Tierwohl hat mit der Entscheidung nichts zu tun. Um es mit Lindners Worten zu sagen: „Das regelt der Markt“.

    Euer Bauernverband hat euch zusammen mit diversen Politikern über Jahrzehnte verarscht. Exporte aus Deutschland? Wie soll das gehen, ohne fette Subventionen?

    Weniger Fleischkonsum bedeutet auch weniger Platzbedarf für Tierfutter. Es können Lebensmittel angebaut werden. Mich freut das und es bestätigt mir wieder: „Das Opfer, auf tierische Produkte zu verzichten, lohnt sich!“.

    Ja, ohne politische Entscheidungen und Unterstützungen habt ihr keine Chance, die Kurve zu bekommen. Die Politik muss helfen und euch unterstützen …. beim Schrumpfen und Kredite abzahlen, nicht beim Preisdrücken, um mehr verkaufen zu können – schließlich haben politische Entscheidungen und dieser dämliche Bauernverband euch dahin gebracht.

    Ich drücke euch die Daumen, vor allem den kleinen Familienhöfen.

    Die Giganten sind mir egal. Vor allem die, welche die ehemaligen Genossenschaftler der LPGen im Osten über den Tisch gezogen haben.

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