Antwort für GF: Kann man vegan leben, obwohl man Fleisch isst?

Vielen Dank an alle, die hier mit abgestimmt, ihren Standpunkt beschrieben und mit diskutiert haben. Ich selbst habe dabei neue Erkenntnisse gewonnen. Ich hoffe, dass dies auch bei einigen von euch der Fall war, oder spätes jetzt sein wird. Falls ja, dann kann ich einen Erfolg erkennen.

Über mich und den Veganismus

Ich bin Veganer, der den Veganismus und die mir damit selbst gesetzten Ziele sehr kritisch betrachtet. Ich hinterfrage Dinge, die andere Veganer tun oder auch nicht tun, obwohl sie diese ethisch nicht begründen können.

Im Internet findet man viele Beschreibungen des Veganismus, welche entweder falsch sind, oder eben ausblenden, dass alles, was ein Veganer tut, auch ethisch begründet werden muss, da Ethik die einzige Grundlage ist, die der Veganismus hat.

Da Veganismus von sich behauptet, Tierleid so gut es geht vermeiden zu wollen, kann der pure Verzicht auf tierische Produkte nicht richtig sein.

Um Tierleid zu minimieren kann es unter bestimmten Umständen sinnvoller sein, auch auf Nutztiere zurückzugreifen.

Bis 1995 wurde seit der Entstehung auch nie etwas anderes behauptet.

1995 wurde in einem Wörterbuch jedoch der Veganismus anders beschrieben. Aus dem eigentlichen Bestreben Tierleid zu minimieren, wurde eine Art Befehl, auf alles tierische zu verzichten. 

Der Begriff Veganismus wurde von der Vegan Society geschaffen und kann daher auch nur von ihr eindeutig definiert werden. Sie definiert den Begriff seit 1988 bis heute folgendermaßen:

“Veganism is a philosophy and way of living which seeks to exclude—as far as is possible and practicable—all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose; and by extension, promotes the development and use of animal-free alternatives for the benefit of animals, humans and the environment. In dietary terms it denotes the practice of dispensing with all products derived wholly or partly from animals.”

„Veganismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die – soweit möglich und praktikabel – alle Formen der Ausbeutung von und Grausamkeit gegenüber Tieren für Lebensmittel, Kleidung oder andere Zwecke ausschließt und damit die Entwicklung und Nutzung tierfreier Alternativen zum Nutzen von Mensch, Tier und Umwelt fördert. In ernährungstechnischer Hinsicht bezeichnet es die Praxis des Verzichts auf alle Produkte, die ganz oder teilweise von Tieren stammen.“

Quelle: https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism

Die Definition widerspricht sich zwar im letzten Satz selbst, bleibt ihren Beweggründen im Ganzen aber treu. Mehr Informationen zur Geschichte des Veganismus, was er ist und was er nie sein kann, sowie meine kritische Analyse der Definition findet ihr hier:

Kritische Einführung in den Veganismus
–>> https://www.youtube.com/watch?v=DWAO2JiDKaU

Analyse der Definition des Veganismus
–>> https://echtma.de/warum-wird-veganismus-sehr-oft-falsch-verstanden/

Von daher akzeptiere sowohl ich, als auch viele andere Veganer diesen Befehl eines Wörterbuches nicht, da er am Ziel vorbei führt. 

Dies macht mich sowohl bei Veganern, als auch bei Nicht-Veganern sehr unbeliebt, nur weil ich ehrlich zu mir selbst sein will.

Was ist Ethik?

Ethik ist ein Teilbereich der philosophischen Wissenschaft. Das heißt, dass alle Rückschlüsse auf Tatsachen und Fakten zurückzuführen sein müssen. 

Man kann etwas nur vergleichen, wenn auch die Merkmale gleich sind. Unterscheidet sich auch nur ein Merkmal, wäre es ein Verungleich, dessen Sinn und Zweck sich in der Wissenschaft nicht erschließen lässt. Bei Propaganda hingegen, wäre ein Verungleich ein zielführendes Werkzeug.

Betrachten wir nun also die Frage, ob ein Veganer Fleisch essen darf oder nicht, können wir nicht auf den direkten Vergleich zwischen Pflanzen und Tieren zurückgreifen, da dies ein Verungleich wäre.

Ein vergleichbares Merkmal, ob Fleisch ethisch vertretbar ist oder nicht, ist das entstehende Tierleid, welches bei beiden Varianten eine Tatsache ist.

Anhand des Tierleides können wir also ethisch begründen, ob Fleischkonsum vertretbar ist oder nicht. Wir können aber nicht begründen, ob es gesünder ist oder nicht, da sich Merkmale wie Nährstoffe unterscheiden, welche man als Tatsache direkt vergleichen müsste. Hier sind wir also wieder bei einem Verungleich.


Veganer, Vegetarier, Flexitarier, Menschen die sich kritisch mit Tierschutz und Tierrecht beschäftigen


Eins haben all diese Menschen gemeinsam. Sie haben eine lobens- und unterstützenswerte Moral. Es gibt für mich auch keinen Grund, etwas gegen diese Menschen zu unternehmen, da sie mich doch meinem gesetzten Ziel ebenfalls ein Stück näher bringen.

Meine Kritik bekommen diese Menschen nur, wenn sie in ihr Handeln die ethische Komponente mit einbringen. Ein wenig ethisch begründet gibt es nicht. Entweder ich kann etwas ethisch begründen, oder eben nicht. Genau diesen Punkt werfe ich vielen vor, die sich selbst als Veganer bezeichnen, ohne ihre Ziele und Beweggründe selbst ernst zu nehmen.


Die Antwort auf die Frage, ob Veganer Fleisch essen dürfen


Natürlich darf ein Veganer aufgrund der Definition auch Fleisch essen, sofern er es ethisch begründen kann.

Wenn ein Veganer auf Fleisch verzichtet, dafür aber lange Transportwege in Kauf nimmt, beeinträchtigt er das Leben aller Tiere und Menschen. Der Veganer sollte also ganz genau abwägen, ob sein Handeln ethisch begründbar bleibt, oder ob er ehrlich zu sich selbst ist, indem er sich als Reduzierer bezeichnet, was ja nicht verwerflich wäre.

Das Problem ist nicht die Definition des Veganismus, sondern sein, in die Irre führender Name und eine falsche Beschreibung in einem Wörterbuch. Ein möglicher und auf den Grundlagen der Ethik korrekter Name, wäre Tierrechtler.

Einige Beispiele der ethischen Entscheidungen findet ihr in meinen Blog:
—>> https://echtma.de/kann-man-vegan-leben-obwohl-man-fleisch-isst/


Zum Schluß noch ein persönliches Wort an wickedsick05


Viele von dir angesprochenen Punkte sind wichtig und auch richtig für das Ziel, in einer möglichst gerechten Welt für Tier und Mensch zu leben. Wenn man von dieser Welt spricht, ist damit auch die vegane Welt gemeint.

Das Problem bei deinen richtigen Aussagen ist, dass diese immer und überall gelten sollen, was aus ethischer Sicht aber falsch wäre. Genau so falsch wäre es aber auch für einen Veganer, immer und überall auf tierische Produkte zu verzichten. Ein Teil einer veganen Welt sind ein Teil deiner Aussagen aber auf jeden Fall. Aussagen wie „Veganer sind blöd“ pauschal in den Raum zu werfen, sind es aber auf keinen Fall.

Wie du unschwer erkannt haben musst, kritisiere ich auch Veganer sehr oft. Auch die militante Veganerin, welche vielleicht eine der bekanntesten, auf jeden Fall aber eine der lautesten ist, erntet von mir jede Menge Kritik.

Sie hat Ethik verstanden, kann Ethik kommunizieren und wendet sie auch immer wieder an, wenn es darum geht, sich gegen Tierleid stark zu machen. 

Den großen Fehler den sie macht, sie kommuniziert Ethik nicht oder nicht ausreichend, wenn es um die eigene Zielführung geht. 

Ob sie Ethik für ihre Zielführung anwendet, weiß ich nicht. 

Dadurch schadet sie dem Veganismus mehr, als sie ihm hilft. Neben vielen anderen Veganern werfe auch ich ihr das regelmäßig vor.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit,
Madekozu

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