Wie letztes Ende letzten Jahres schon angemerkt, habe ich ja einen Mitgliedsantrag bei den Grünen gestellt. Diese haben derzeit natürlich alle Hände voll zu tun, nicht nur wegen der zahlreichen neuen Mitglieder, sondern auch der (extrem kurze) Wahlkampf ist ja in den vollen Gängen.
Nachdem sich die Grünen vor knapp 2 Wochen nun auch dazu gekommen sind, sich bei mir zu melden, ging es nun um das Kennenlernen. Dafür eignete sich natürlich am Besten der heutige Tag, da sie hier im Ort mit ihren kleinen Wahlkampfstand versucht haben, ein Gespräch mit den teilweise doch recht "merkwürdigen" Hohenmölsnern zu suchen. Meine bessere Hälfte und ich sind knapp eine halbe Stunde nachdem sie ihren Stand aufgebaut hatten auch schon hinzugestoßen und gleich bis die restlichen zweieinhalb Stunden geblieben.
Der gewählte Ort war der Marktplatz in Hohenmölsen, welcher an einem Samstag vormittag natürlich wie leer gefegt war. Da ist nicht viel Bewegung. Neben einigen abfälligen Bemerkungen wie "haut ab" und "scheiß Grüne" war das erste, was wir mitbekommen haben erst einmal, dass man in Hohenmölsen nichts besseres zu tun hat, als sich gegenseitig ans Knie zu pissen. "Ah, die Grünen haben einen Stand auf dem Markt aufgebaut, dürfen die denn das?" - so ähnlich muss der Anruf bei den Offiziellen der Stadt geklungen haben, welche das natürlich auch gleich überprüft haben. Natürlich dürfen "die" das, die "Veranstaltung" war angemeldet, alles in Ordnung. Ich frage mich, ob es diesen Anruf auch gegeben hätte, wenn es ein hellblauer Wahlstand gewesen wäre ... nun ... vermutlich nicht.
Wie auch immer. Es hab nette Gespräche und "meine neue politische Familie" machte einen sehr sympathischen Eindruck. Die Chemie scheint also zu passen. Das ist mir auch wichtig, vor allem, da es sich ja um ein recht "überschaubares Familchen" handelt.
Passanten sind gerade einmal drei oder vier kurz auf ein Gespräch geblieben, der Rest hat nur mürrisch bis böse geschaut, als ob wir ihnen das Portomonaie aus der Tasche ziehen wollten. Andere riefen aus der Ferne Sprüche wie die oben genannten. Ich hatte auch nichts anderes erwartet, schließlich sind wir hier in Hohenmölsen, einer kleinen Stadt in Sachsen-Anhalt.
Gegen die kalten Füße gab es warmen Tee, der war sehr angenehm und da niemand weiter kam, plauderten wir eben so ein wenig über alle möglichen Themen von heute, morgen und auch den letzten Jahren. Während der Gespräche staunte ich nicht schlecht, wie viel Energie sie neben ihren Alltag noch haben und in die politische Arbeit stecken. Ich dagegen bin manchmal froh, wenn ich es zum Feierabend noch die Treppe hinauf schaffe um endlich mal einen Happen zu essen.
Ich bin ja alles andere, als "der typische Grüne", vermutlich fast schon ein Exot, wenn man auf die Klischees hört. Wie war das? "Clientelpartei, Studenten, Besserverdiener, Leute die sich das leisten können?" und dann kommt da einer aus der Handwerkerbranche, dessen "Artgenossen" in der Regel nichts besseres zu tun haben, als den Grünen für alles die Schuld zu geben? Ja, vielleicht bin ich da doch ein kleiner Exot und vielleicht war auch genau das der Grund, warum ich letztes Jahr entschieden habe, den Grünen beizutreten und das, obwohl sie bisher noch nie ein Kreuzchen bekommen haben, denn diese haben bisher immer Die Linken oder die SPD bekommen und beide haben mich die letzten Jahren oder gar Jahrzehnte ganz schön enttäuscht, vor allem die Linken und ihr ewiger Hickhack mit der Wagenknecht.
Nein, so konnte das nicht weitergehen. Ich begann, noch einmal komplett neu zu sortieren, wer denn nun wirklich am Besten zu mir passt, wer mich noch nie enttäuscht, sondern höchstens mal etwas genervt hat. Wer war bereit in Zeiten wo eine Krise die andere jagte, auch einmal über den eigenen Schatten zu springen und Entscheidungen treffen, die sie sonst wohl nie getroffen hätten, um uns halbwegs heile durch die Krisen zu bringen? Richtig, dazu waren nur die Grünen bereit. Ohne ihren Einsatz hätte ich die letzten Jahre sicher weitaus schlechter dagestanden als heute. Klar - auch heute geht es mir nicht wirklich gut, ich muss jeden Cent dreimal in der Tasche umdrehen und schauen, wie ich über die Runden komme, aber geht es denn wirklich nur um mich? War ich es nicht, der einen Sohn vor 24 Jahren in die Welt gesetzt hat und einige Jahre später noch eine Tochter in den Kreis der Familie aufgenommen habe? Ja! Ist es dann also nicht meine Pflicht dafür zu sorgen, dass diese auch noch einen Planeten haben, auf dem man leben kann? Ja! Was soll ich ihnen später einmal sagen? "Sorry, tut mir leid mit den Naturkatastrophen, aber mein Leben wäre teurer geworden, wenn ich etwas dagegen gemacht hätte? Öhm ... nein!
Spätestens an der Stelle springen dann irgendwelche komische Gestalten aus dem Nichts und sagen: "Was sollen wir alleine denn schon ausrichten wenn alle anderen weiter wie bisher machen?". Ist es nicht so, dass irgendwer auch mal den Anfang machen muss? Es muss etwas geschehen, sonst haben meine Kinder keine Zukunft mehr. Genau deshalb lebe ich (oder wir) ja auch schon einige Zeit vegan, auch das ist etwas, was wir tun konnten. Das allein reicht mir aber nicht (mehr). Es gibt noch zwei Tage in der Woche, an denen ich noch etwas mehr tun kann, denn an diesen beiden Tagen habe ich sonst nichts weiter gemacht, als mich hinter den Rechner zu hocken und irgendwelchen Kram zu machen, der niemanden irgendwas bringt.
Nach meinem kurzen Ausflug in die Schweinevernichtungs- und Zerlegungsanlage letztes Jahr, in der ich ja eigentlich auch etwas "gutes" erreichen wollte, sprich, dass bei dem geplanten Massenmord wenigstens nichts schief geht, hab ich jetzt eine Arbeitsstelle, mit wesentlich angenehmeren Arbeitszeiten. Ich bin irgendwann gegen 16 Uhr zuhause und merke auch, dass es gesundheitlich wieder bergauf geht. Ich werde also auch bald nachmittags oder abends bald Besseres tun können, als daheim vor der Daddelkiste darauf zu warten, dass die Augen zufallen.
Wie ihr wisst, bin ich ja Elektriker und als solcher auch ein "Fan" erneuerbarer Energien, E-Mobilität usw. Auch hier bin ich bei den Grünen an der richtigen Adresse. Ein "weiter so" ist in meinen Augen falsch. Ich wohne in einem Braunkohlerevier und sehe fast täglich die Wunden. Ich sehe auch, was es mit unserem Planeten anrichtet, auf dem meine Kinder einmal alt werden wollen oder müssen. Ich wäre ein Narr, wenn ich sagen würde "Kohle, Gas, Kernenergie isses, der ganze Rest kann weg" - Nee - eher andersrum wird ein Schuh daraus. Gleiches gilt auch fürs Auto. E-Fuels? Ich glaub manch einem brennt echt der Kittel. Ja, Elektrokarren sind oft verdammt teuer. Kein Wunder, wenn man damit 500km am Stück fahren will, werden die Karren ja auch immer größer und teurer. Aber muss denn jeder täglich solch eine Strecke fahren? Reicht denn nicht auch ein kleiner Stadtflitzer und wenn es mal weiter weg gehen soll, mietet man sich eins dieser Schwergewichte (oder fährt Bahn, sollte das mal wieder eine vernünftige Option sein). Warum baut denn keiner mehr kleine Autos mit Akku? Ich hätte gern eins. Ja, ich fahre immer noch meinen inzwischen 14 Jahre alten Stinkediesel und fahre den auch weiter, bis der TÜV uns scheidet oder ich endlich ein vernünftiges Auto zu einem vernünftigen Preis bekomme. Mehr als 200km muss der auch nicht schaffen, ich muss keine langen Strecken mehr fahren und die ein bis zweimal im Jahr, kann ich mir auch die Bahn antun, auch wenns weh tut.
Aber ich glaub, ich bin etwas vom Thema abgekommen. Selten bei mir, oder? Wie auch immer. Liebe Grüße an gruene-blk.de, waren ein paar angenehme Kennenlernstündchen, auch wenn ich vor lauter Plauderei meine Fragen zwecks "Wie gehts nun weiter nach dem Mitgliedsantrag?" ganz vergessen habe. Aber ich denk mal wir sehen uns einfach am 15.02.2025 in Weißenfels und am 22.02.2025 in Zeitz noch einmal. Den 08.02.2025 in Naumburg muss ich aber auslassen, außer ich konnte bis dahin mal wieder tanken
So, ist noch jemand wach und hat bis hierher gelesen? Ehrlich! Sehr schön. Tut mir und meinen Kindern den Gefallen und geht am 23.02.2025 eine demokratische Partei wählen. Glaubt mir, es ist auch in eurem Interesse kein Kreuz bei Demokratiefeinden zu setzen.