Wenn das eigene Alter langsam aber sicher auf den fünften vollen Zehner zugeht, beginnt man sich langsam zu fragen: Was hab ich eigentlich die ganze Zeit gemacht?
Als kleiner Stöpsel war das ja noch recht einfach. Ich bin raus, durch die Gegend gestromert und hab mich möglichst maximal eingesaut. Was man als kleiner Junge halt so tut. Ein wenig zündeln, Blödsinn hier, Blödsinn da. Gut - da redet man auch noch nicht wirklich von Hobbys oder Freizeit.
Der kleine Stöpsel wurde größer, also ist wohl nun ein Stöps oder so. Es war Schule angesagt. Ab jetzt gab es auch sowas wie Freizeit. Das war meist die Zeit zwischen dem Aufwachen in der letzten Stunde und dem Einschlafen abends im Bett. Dazwischen die Zeit MUSSTE genutzt werden. Warum schreibe ich MUSSTE? Ich war ein DDR-Kind und bei uns (war sicher überall im Arbeiter- und Bauernstaat so) musste man in eine sogenannte AG (Arbeitsgemeinschaft) und am besten noch irgendwas mit Sport.
Bei der AG habe ich mir den sogenannten "Filmclub" rausgesucht. Das war prima - Sondervorstellungen im Kino mit anschließender Diskussion und Auswertung der Filme (kleiner Wink an bttr - deshalb mag ich deine Filmvorstellungen im Blog auch so). Dazu kamen noch diverse DDR-Premieren zu denen wir gefahren sind. In Erinnerung ist mir da besonders "E.T. Der Außerirdische" und "Zwei schräge Vögel".
Sportlich gab es drei Möglichkeiten für mich. Ich könnte zum Fußball wie alle anderen, zum Handball wie andere oder zum Judo. Für mich war die Wahl sehr einfach - ich ging natürlich zum Judo und blieb auch einige Jahre dabei. Nach der Wende war mir das aber zu teuer geworden und ich habe aufgehört. Schade eigentlich. War zwar nun nicht gerade der Beste, aber ein paar Urkunden und einen Bezirksmeister hab ich dann doch noch hinbekommen. Gut - das wars dann aber.
Die restlichen Schuljahre verblieb ich dann hobbylos, außer man nennt herumlungern, rauchen und Bier trinken sein Hobby. Während dieser Zeit bin ich auch an recht merkwürdige Leute geraten und es folgten einige brutale Jahre, auf die ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehe. Ich schreib sich irgendwann mal was darüber.
So, dann war also die Zeit nach der Schule / Berufsschule / Ausbildung bis heute. Da saß ich so gut wie jede freie Minute (bis 2000 gab es davon allerdings nur wenig) am Rechner oder Laptop und hab irgendwas damit gemacht. Ist das nun ein Hobby? In meinen Augen nicht und rückblickend behaupte ich einfach mal, das war nur verschwendete Freizeit - da ist ja nicht wirklich was hängen geblieben. Das ging dann bis Ende 2024 so. Job, irgendwas am Rechner, Schlafen, Job, irgendwas am Rechner .... usw.
So kann das nicht weiter gehen. Ich muss irgendwas machen, was auch Spuren hinterlässt. In den letzten 10 Jahren habe ich nur über Politiker gemeckert. Besonders ans Herz gewachsen sind mir da solche Spezialisten wie Merz, Söder, Aiwanger, Lindner, Wagenknecht und noch schlimmere. Ich geh mal davon aus, dass zwei Drittel meines Lebens durch sind, bleibt mir also noch eins mit dem ich was machen kann.
Mein Entschluss (der aufmerksame Leser ahnt es schon) war - ab in die Politik mit dir. Das habe ich eigentlich schon einige Jahre vor, aber als ich das letzte Mal durchstarten wollte, kam eine Krise nach der anderen. Das hat meinen Weg sogar sehr stark beeinflusst. Während dieser Zeit bin ich zum Beispiel vegan geworden, hab mich von meiner "alten politischen (Wahl)Heimat", den Linken immer weiter entfernt, bin kurz bei der SPD als Wähler hängen geblieben, weil mir die Optionen ausgegangen sind.
Im Laufe der nächsten Jahre bin ich immer mehr in Richtung grün gewandert. Ich bin ein "Fan" von erneuerbaren Energien und auch von der E-Mobilität (auch wenn mir dafür bisher das Kleingeld gefehlt hat). Ich betrachte mich nicht nur als Tierschützer, sondern sogar als Tierrechtler. Gut - das ist nicht unbedingt ein grünes Thema und dafür gäbe es auch "bessere" Parteien - diese passen aber wieder beim ganzen Rest nicht. "Tax the Rich" unterschreibe ich sofort - das hat mich auch sehr lange sehr weit links gehalten. Das Theater um Sahra und die Außenpolitik der Linken haben mich aber wieder abgestoßen.
Am Ende war es also Grün, ich bin Mitglied geworden und tauche langsam aber sicher hier in die kommunalen Themen ab. Wo klemmts hier? Was kann grün da tun? Das wichtigste Ziel für mich und diese Region ist aber - wie bekommen wir das viele blau hier wieder weg?
An ein Verbot traut sich keiner ran (dafür sollte die SPD sich in Grund und Boden schämen!), also muss es auch so irgendwie gehen. Aber nicht wie früher mit diesen "Nazis sind doof"-Parolen, sondern ich will das Problem an der Wurzel packen. Das heißt für mich - reden - reden - reden. Ich muss den Leuten hier auf den Zahn fühlen. Herausfinden, wie man ihnen irgendwie wieder eine Zukunft geben kann. Als Handwerker komme ich viel mit Leuten in Kontakt, das muss ich nutzen, ohne "den Grünen" raushängen zu lassen. Ich will niemanden überreden grün zu wählen - vor allem nicht, wenn ich geschäftlich unterwegs bin. Die Sorgen anhören und sprechen kann ich aber mit den Leuten.
Doch was dann? Viele der Themen werde ich hier im Forum mit "verwursten", das kann ich dann gleich als Art "Notizheft" nehmen und vielleicht bekomme ich so auch noch andere Meinungen oder Ergänzungen, Ideen zu lesen. Wenn ich genug gesammelt habe, kann ich das dann im KV (Kreisverband) mit ansprechen. Dann können wir brainstormen bis uns schlecht wird und am Ende keimt dann vielleicht eine Idee 
Andersrum mach ich das Spielchen aber auch. Wir Grünen haben ja auch Themen auf Lager. Bei vielen dieser Themen interessiert mich natürlich auch die "nichtgrüne" Meinung. Das können einfache "Pro und Contras" sein, aber auch tiefgründigere Sachen. Ich will da einfach möglichst alle mir verfügbaren Kanäle nutzen, um nicht in irgendeiner festen Bubble zu sitzen.
Aber mal zurück zum eigentlich Thema in diesem Forum - kann man das nun unter "Freizeit & Hobby" ablegen? Verschwende ich nun wieder ein Drittel meiner Lebenszeit oder mache ich nun endlich auch mal was sinnvolles nach Feierabend?