Samstag, 23. November 2024

Artgerechte Tötung gibt es nicht!

Wer die letzte Woche auf madekozu.de unterwegs war, dem ist nicht entgangen, dass ich seit einer Woche in einem industriellen Schlachthof tätig bin. Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich schon längere Zeit Veganer bin. Im Schlachthof wurde ich wieder brutal daran erinnert, warum ich mich entschieden habe, vegan zu leben.

Aber fangen wir doch einfach mal von vorne an. Wie so ziemlich jeder bin natürlich auch ich mit Fleisch als Nahrung aufgewachsen und habe dieses über 40 Jahre lang konsumiert. Warum? Klar, es hat mir geschmeckt und es wurde mir so anerzogen. Es war also das normalste auf der Welt für mich - eben genau so, wie für viele andere.

Daran ändert sich in der Regel auch nichts, wenn man sich nicht selbst näher damit beschäftigt und das Ganze auch mal kritisch hinterfragt. Da gibt es so viele Tatsachen, die wir ignorieren müssen, um zu tun, was wir tun, wenn wir weiter Fleisch essen wollen.

Bei der Entstehung der Menschheit spielt Fleisch natürlich eine sehr wichtige Rolle. Es war wichtiger Bestandteil unserer Nahrung und sorgte für unsere Entwicklung und unser Überleben. Die Zeiten haben sich doch aber geändert, oder? Wir sind heute in der Lage, komplett auf unnötiges Tierleid zu verzichten und unsere Nährstoffe, die wir brauchen, aus anderen Quellen zu beziehen. Auch wenn dies in manchen Ausnahmefällen eben Nahrungsergänzungsmittel sind. Also um uns zu ernähren, müssen wir keine Tiere schlachten.

Das war ja noch einfach. Machen wir es ein wenig komplizierter, ok? Wo ist der Unterschied zwischen einem Schwein und einem Hund oder einer Katze? Daraus kann man auch Gulasch oder Schnitzel machen, doch wir tun es nicht - zumindest nicht hier. Es gibt also einen Punkt, an dem wir unterscheiden, wer ein Haustier und wer ein Nutztier ist. Spätestens wenn sich euer Kind ein Häschen oder Kaninchen als Haustier wünscht, sollten doch aber die Alarmglocken schrillen - es gibt eben keinen Unterschied - es sind “einfach nur Tiere” und wir entscheiden, wer leben darf und wer sterben muss. Warum?

Gerade in den letzten Jahren wird viel über Tierwohl geredet. Man faselt von artgerechter Haltung, schmückt Wurstpackungen mit irgendwelchen Labels, auf denen einem etwas von Tierwohl erzählt werden soll. Nun, wie sieht denn nun eine artgerechte Tötung aus? So wie bei den rund 40.000 bis 50.0000 Schweinen, die in meinen Schichten diese Woche ihr Leben ließen, oder eher so, wie es dieser Metzger praktiziert, bei dem die Stückzahl deutlich niedriger ist und kein CO₂ zum Einsatz kommt?
Spontan neigt man als Betrachter vermutlich dazu, dem Metzger den Vorzug zu geben, oder? Hier kommt es aber auch auf das Können des Metzgers an. Hat er mal keinen guten Tag, setzt er vielleicht die Zange nicht richtig an und es klappt nicht gleich beim ersten Versuch, wie im Video gezeigt. Dazu kommt, dass dieses Fleisch nicht bei Aldi, Netto, Kaufland & Co liegt und um einiges mehr kosten wird. Ja, auch mir ist dieser Metzger lieber, aber es bleibt am Ende immer noch falsch. Artgerecht ist nur der natürliche Tod und dieses Fleisch wird vermutlich nicht auf deinem Teller landen.

Ich mache mir nichts vor - eine vegane Welt werde ich nie erleben, aber ich begrüße jeden noch so kleinen Schritt, der in die richtige Richtung geht. Mir ist wichtig, dass JEDER, der auf tierische Produkte zurückgreift, sich auch vor Augen führt, was er da tut. Egal ob dies beim Frühstücksei oder beim Festtagsbraten ist - das Wissen und die Bilder sollten da sein. Der Mensch sollte wissen, wo seine Nahrung herkommt, bevor er seine Familie zum Gänsebraten oder der nächsten Grillorgie einlädt. Mir ist auch wichtig, dass jeder noch so kleine Schritt unternommen wird, welcher das Leid der Tiere so gut es möglich und nicht nur so gut es noch wirtschaftlich ist, verringert. Tierleid muss einen Preis haben - je mehr Leid, umso teurer das Ganze (oder eben - umso weniger Subventionen). Fleisch ist viel zu billig! Am meisten wünsche ich mir natürlich, dass jedes Tier auch die gleichen Rechte hat, wie du oder ich, also ich auch meinen fetten Nachbarn auf den Grill werfen darf, wenn mir danach ist (alternativ könnte man auch die andere Richtung einschränken oder verbieten, wäre mir auch angenehmer - der Typ ist nämlich ekelhaft, aber wenn der Kühlschrank leer ist … ).

99% der Leser kommen nicht einmal bis hier her und falls doch, ist es bis zur nächsten Mahlzeit wieder vergessen. Denen, die nicht bis hier her gelesen haben, kann niemand mehr helfen, alle anderen sollten sich aber durchaus Gedanken machen oder sich eingestehen, dass sie kalt wie ein Stein sind.

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