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Twitter: Der Deal ist durch, Musk hat nun das Sagen

Als Einstand hat er auch erstmal die komplette Chefetage gefeuert, inkl. Twitter-Chef Agrawal und die für den Kampf gegen Hassrede und Falschinformation eingesetzte Top-Managerin Vijaya Gadde. Folgen wird mit Sicherheit noch der Rest, der sich gegen Hass und Hetze einsetzt.
Es wird sicher auch nicht mehr lange dauern, bis Trumps Account wieder entsperrt ist. Gut - scheinbar will er eh nicht zurück zu Twitter, aber sein Netzwerk läuft ja nun nicht gerade pralle - wer weiß - vielleicht kommt er ja doch wieder. Reichweite dürfte da auf jeden Fall größer sein. Theoretisch wird es demnächst wohl keine gesperrten Accounts mehr geben. Musk brüstet sich ja damit, den Vogel befreit zu haben (Besitz = Befreiung?) und faselt ja immer wieder von "Free Speech", verdrängt dabei aber völlig, dass Freiheit nicht heißt, alles tun und machen zu dürfen.
Nun denn - ich beobachte den brennenden Vogel mal weiter, mal schauen was noch passiert. Leute rausschmeißen kann er - hat er ja gezeigt. Mal schauen, was er noch kann - Twitter kann er aus PR-Gründen nicht mal eben ins All schießen wie eine Akkukarre. Mal schauen, was er macht, wenn das Vögelchen flügellahm wird und auch noch hinkt.
Alternative? Klar - das Fediverse.
Ich hatte ja meinen Twitter-Account bei Ankündigung der Übernahme gelöscht, sehe das allerdings nun doch etwas anders. Was bewirkt die Löschung - Richtig - kein Gegenwind mehr - mag Twitter irgendwie nicht Querdenkern, Rechten und reichen Säcken allein überlassen, dafür haben die doch schon andere Plattformen - nee - hier wird weiter dagegen gehalten, hab dafür letzten Monat (wie einige andere auch) ja auch wieder einen Account erstellt. Mal schauen, ob wir ungemütlich genug sind/werden und ob "Free Speech" am Ende doch nicht für alle gilt.
Was Mastodon angeht - da gibt es seit gestern einen Ansturm. Auch viele Twitter-Bekannte, Promis und Politiker haben den Weg zu Mastodon in den letzten Wochen und Monaten gefunden. Bin mal gespannt, ob sie etwas geduldiger sind als Jan Böhmermann z.Bsp., der Anfangs doch so seine Problemchen hatte - vor allem was die Reichweite anbelangt. Nun, ich denke mal, das Problem wird sich vielleicht bald legen. Kann aber natürlich auch sein, dass viele sich sagen: "Hmm, seit Musk ist es für mich auf Twitter aber auch nicht anders, da bleib ich einfach dort".
Ja - zum einen will man am liebsten gehen, weil man nicht zu den "Hörigen eines neuen Führers" gehören will, aber zum andern sind wir wieder an dem Punkt von oben - es ist irgendwie "taktisch unklug" zu gehen. Erst braucht Musk und sein neues Gefolge noch Gegenwind bis er und sie die Lust am Twittern verlieren ... erst dann können und sollten wir gehen. Bis dahin sollten wir uns natürlich auch schon im Fediverse eingelebt haben und so gut wie keine Möglichkeit auslassen auf Mastodon zu verweisen.
Übrigens: https://twitter.com/ThierryBreton/status/1585902196864045056
Das sollte man bei dem ganzen Wirbel nicht vergessen. So "frei" wie Elon Musk es gerne hätte, ist Twitter nicht - zumindest bei uns gelten da noch andere Spielregeln, an die sich Elon Musk halten muss, falls er sein neues Sprachrohr auch weiterhin in unsere Richtung halten will.
Warum wird Elon Musk derzeit eigentlich als Sieger gefeiert? Er hat den Deal einen Tag vor Ablauf einer Frist über die Bühne gebracht, die ihn am Ende dazu gezwungen hätte, Twitter zu kaufen. Nach Gewinner sieht mir das nicht gerade aus. Musk ist Geschäftsmann - Twitter nicht gerade rentabel und das bisschen Gewinn könnte sich schnell erledigt haben, wenn Musk diverse gesperrte Accounts wieder freigibt. Das erklärt auch das Zögern. Einige Werbepartner haben schon angemerkt, dass für sie damit eine Linie überschritten wäre und sie die Kooperation beenden würden. Damit könnte sein neues Sprachrohr auch schnell zu einem teuren Hobby werden. Ich geh mal davon aus, dass das nicht unbedingt in seinem Sinne wäre.
Es ist aber nicht alles schlecht, was Elon Musk mit Twitter vorhat. In der Vergangenheit erwähnte er mal, eine Klarnamenpflicht auf Twitter einführen zu wollen. Je länger ich darüber nachdenke ... wie viel Schwurbler und AfDler würden dann noch ihr Maul so weit aufreißen? Doch, das hätte sogar etwas Gutes. Bringt aber nichts, wenn es nicht geprüft wird ... und eine Prüfung würde meinen Datensatz vollständig machen - auch irgendwie nicht so das Wahre.
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