Dienstag, 10. Mai 2022

Geradewegs in eine strahlende Zukunft?

Wir sind uns alle einig, der Krieg in der Ukraine hat vieles verändert. Aber ist deshalb jetzt die Atomkraft auf einmal wieder das “Wundermittel” wie damals? Haben wir wirklich nichts aus Tschernobyl oder Fukushima gelernt? Wollen wir wirklich all die ungelösten Probleme, welche die Atomkraft nun einmal mit sich bringt, unseren Nachfahren überlassen, getreu dem Motto: “Hauptsache uns geht es heute gut”?

Auf Kohle und Gas als Stromlieferant kann man nicht setzen und das ist nicht Putins “Verdienst”, sondern nennt sich Verantwortung. Wir verballern Energie als ob sie nichts kostet, und scheinbar war sie ja auch wirklich zu billig, sonst hätte man sicher nicht all die Jahre dem Klimawandel den Stinkefinger gezeigt, oder? Jetzt aber muss es auf einmal schnell gehen. All das, was unsere verwöhnte Gesellschaft zum neuen “Normal” gemacht hat, soll nun mit einem Schlag verändert werden, aber zu welchem Preis?

Es wurde wirklich alles dafür getan, den Ausbau von erneuerbaren Energien Steine in den Weg zu legen, ach was schreib ich da? Felsen drauf zu schmeißen trifft es, glaube ich, eher. Plötzlich, Ruder rum, um 180 Grad wenden. Werden wir von Emotionen regiert, gelenkt? Ich verstehe es nicht

Erst passiert nichts, wirklich gar nichts - dann, alles mit einmal. Raus aus der Kohle, weg vom Gas, erneuerbare Energien müssen her, aber bitte nicht bei uns vor der Tür. Wie - es stockt? Na, dann behalten wir doch den Atomstrom und alle Probleme sind mit einmal gelöst. Keiner muss mehr Angst haben, dass seine Heimat verspargelt wird, niemand muss mehr Trassen bauen, das Gas können wir zudrehen. Ist es so einfach?

Nun, die saubere und günstige Kernenergie soll es richten? Wo kommen die Rohstoffe dafür her? Haben wir denn inzwischen ein Endlager? Wie entsetzt hatte man nochmal geschaut, als in Saporischschja von Bomben oder Raketen die Rede war? Stellen wir dann auch noch große Schilder mit Pfeilen hin, wenn wir schon weiter auf solche “strategischen Ziele” setzen, die uns, wenn wir Pech haben, eine strahlendere Zukunft bringen als wir wollen?

Ich kann nur hoffen, dass die Aasgeier von Energieriesen nicht auch noch bei dem Spiel mitmachen. Erst Hüh, dann Hot. Ich hab das Geier so satt und ich behaupte jetzt einfach mal, wenn der Krieg vorbei ist, denkt keine Sau mehr über erneuerbare Energien, Atomkraft oder ähnliches nach - dann geht man einfach wieder den gewohnt bequemen Weg. Jetzt mag vielleicht die Atomkraft bequemer sein, aber ehrlich, sie wird es nicht bleiben, ganz sicher nicht.

Ich bin immer wieder erstaunt, was für irre Ideen manchmal ausgespuckt werden, wie viele Vorsätze über Nacht einfach über den Haufen geworfen werden, wie man von “Wind der Veränderung” faselt und einem peinlichen Bierdeckelfetischisten Diplomatie überlässt, ehemalige Wollpulligurus:innen zu Waffenhändlern werden und dabei nicht einmal die einfachsten Dinge hinbekommen. Bei uns scheitert ja sogar ein Tempolimit an fehlenden Schildern, behaupten zumindest “spezielle Spezialisten”, ich kann mich irren, aber muss man da nicht einfach die an den Grenzübergängen ein wenig erweitern? So viele können das nicht sein und bei unseren Verkehrsfuzzies sitzt die Kohle doch sonst auch recht locker, aber für ein paar Schilder oder Pepperle reicht es nicht?

Ihr wollt immer radikal die Welt verändern, weil ihr meint, dass ihr sonst keine Zeit habt und könnt dabei nicht einmal freihändig auf dem Nachttopf sitzen, so ganz ohne Krisenstab und Beratergremium und wundert euch dann noch, wenn das Volk anfängt zu schreien. Nein, ich teile keine Ansichten vom Schreivolk - aber es wundert mich auch nicht, dass sie da sind.

Johann Wolfgang von Goethe:
Wer sichere Schritte gehen will, muss sie langsam tun.

Sven Barchet:
Seine Zeit damit zu verschwenden, die Zeit zu beschimpfen, weil sie einem keine Zeit lasse, ist eine der größten Zeitverschwendungen.

Pipi Langstrumpf:
Wie unpraktisch doch erwachsene Leute sein können.

Beatrix Marth:
Die Wurzeln allen Übels sind die Bequemlichkeit und Gier des Menschen, diese werden ihn zu Fall bringen.

Wirklich schlimm ist, dass da einfach jedes Zitat passt.