Freitag, 19. Januar 2024

Die Doppelmoral unserer Bauern

Die Bauern ziehen ja mal wieder in die Schlacht, teilweise auch mit sehr fragwürdigen Flaggen (siehe Bild). Grund genug, vielleicht auch mal auf den Bauer selbst zu schauen. Viele davon strotzen nur so vor Doppelmoral.

Bild existiert nicht: https://echtma.de/wp-content/uploads/2024/01/2024-01-08_13-49.png

Importe sind … bööööööse!

Ist der Bauer ruiniert, wird dein Essen importiert!

Quelle: zu finden auf vielen Demo-Treckern

Der Milchviehbetrieb

Milch gibt es (auch dank Subventionen!!) ziemlich billig bei Discountern und Supermärkten - das ist ein Fakt, den man nicht ignorieren sollte. Wann gibt eine Kuh Milch? Immer? Natürlich nicht - das ist wie bei Mama - ohne Säugling keine Milch. Säugling muss also erstmal weg, damit für uns die Milch billig ins Regal kommen kann. Aber was machen mit dem Vieh? Mastbetriebe gibt es nicht genügend in Deutschland, also lassen wir ANDERE erst einmal die Kälbchen importieren und mästen, um sie später selbst wieder zu importieren, damit sie billig und verarbeitet in den Kühlregalen liegen können, falls sie nicht noch einmal durch die Gegend transportiert werden. Es werden also Lebensmittel importiert, die der Milchbauer erstmal loswerden musste.

Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch

Die Kühlregale sind voll damit. Fast alles davon importiert. Nicht unbedingt als rohes Fleisch, sondern in der Wurst, TK-Produkten und so weiter. Was nicht importiert wurde, musste also hier im Land gefüttert werden. Wo kommt das Futter her? Ich sag es ja nur ungern, aber vieles davon wird importiert, also ist irgendwie auch das regionale Fleisch ein importiertes Lebensmittel, oder? Das Ganze wird übrigens subventioniert.

Woher das Fleisch kommt, muss nur dann angegeben werden, wenn es sich um unverarbeitetes Fleisch und Hackfleisch handelt. Sobald weitere Zutaten hinzugefügt werden, entfällt die Pflicht zur Information über die Herkunft des Fleisches.

Quelle: https://www.verbrauc … eisch-eier-obst-5431

Ich sag es einfach mal so: Wenn die Zutat Fleisch aus Deutschland kommen würde, würde bei der Wurst nicht nur “Hergestellt in Deutschland” stehen, sondern auch, woher das Fleisch kommt. Auch wenn es 25 verschiedene Lieferanten in einer Wurst sind - es wäre doch ein gutes Verkaufsargument. Da es aber nicht draufsteht, kann man davon ausgehen, dass es in Nachbarländern oder noch weiter weg geschlachtet oder zumindest gemästet wurde. Natürlich da, wo es günstig ist.

Hier ein Pflänzchen, da ein Pflänzchen

Sicher - auf den Feldern wird auch was angebaut. Tierfutter, Energiepflanzen und auch ein paar Lebensmittel.

“Auf rund 10 Millionen Hektar, das sind etwa 60 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Deutschlands, wird Futter für unsere Nutztiere erzeugt.”

“Was fehlt sind jedoch eiweißreiche Futtermittel. Diese werden weder in Deutschland noch in der EU in ausreichend großen Mengen erzeugt.”

“Obst und Gemüse wird in Deutschland auf gerade mal gut einem Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut. Nimmt man die Kartoffeln dazu, sind es 2,9 Prozent.”

Quelle: https://www.landwirt … deutschlands-feldern

Im Jahr 2022 wurde in Deutschland auf einer Fläche von rund 665.000 Hektar Raps zur Biodieselerzeugung angebaut. Insgesamt bezifferte sich die Anbaufläche von Energiepflanzen in Deutschland auf etwa 2,6 Millionen Hektar. Die wichtigsten Energiepflanzen waren dabei, gemessen an der Anbaufläche, Pflanzen für Biogas.

Quelle: https://de.statista. … ch-sorten-seit-2007/

Nun, wie könnte man nun verhindern, dass Lebensmittel importiert werden müssen? Hat ja mit dem Agrardiesel rein gar nichts zu tun, wird aber gern als Grund genannt. Nun … ich glaub, ihr kommt da selber drauf, oder?

Der Thron des Bauern … ist seine Doppelmoral?

Fast jeder dritte Euro aus dem mehrjährigen EU-Etat fließt in die Landwirtschaft, über sieben Jahre sind das insgesamt 387 Milliarden Euro.

Quelle: https://www.tagessch … eu-bruessel-100.html

Hier kannst Du sehen, wer wie viel bekommen hat: https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/ (Einfach PLZ oder Name suchen)

Bild existiert nicht: https://echtma.de/wp-content/uploads/2024/01/2024-01-08_18-10.png

Da der Import von Lebensmitteln so schlecht sein soll, sollte das doch eigentlich auch auf andere Bereiche zutreffen, oder? Merke: Alle deutschen Bauern fahren Deutz, Fendt oder andere deutsche Marken, bestellen nicht bei Amazon, Wish oder Temu, nutzen ausschließlich regionale Elektronikprodukte und so weiter.

Nee, ganz ehrlich liebe Bauern - ich kann euren Frust ja verstehen, aber auch “importierte Erntehelfer”, Reimporte von Fleisch, das eigene Konsumverhalten außerhalb eurer Branche sind Teil des Problems. Wer subventioniert mich, weil ich heute an meiner Arbeit gehindert wurde oder weil ein “importierter Handwerksbetrieb” bei euch auf dem Hof gebaut hat? Ach, ich Dummerchen - Leute ohne Trecker haben ja keine Sorgen …

Etwa ein Drittel der Lebensmittel, die in Deutschland produziert werden, verkaufen wir in andere Länder.

Quelle: https://blog.moderne … -export-lebensmittel

Nun steht bei uns am Ortseingang von Hemmingen ein Galgen … daran hängt natürlich eine Ampel

Das hat für mich nichts mehr mit Protest zu tun. Das ist blinde Hetze gegen einen selbst ernannten Feind. Allerdings hat nicht dieser Feind die geniale Idee gehabt, den Weltmarkt versorgen zu wollen. Auch diktiert dieser Feind nicht die Handelspreise. Der Feind des kleinen Bauern sind doch eher die Bauernverbände, Handelskonzerne, verfehlte Politik der letzten Jahrzehnte und vielleicht auch ein wenig Leichtgläubigkeit.

Die vier größten Lebensmittelkonzerne Edeka, Rewe, Lidl und Aldi beherrschen 85 Prozent des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Mit dieser Marktmacht konnten sie die Lebensmittelpreise hochziehen, ohne die Erlöse angemessen an ihre Lieferanten in der Lebensmittelkette weiterzugeben”, erklärt Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe (DUH), im Gespräch mit tagesschau.de.<

Quelle: https://www.tagessch … -milchpreis-100.html

Logik?: Ich bekomm nicht genug für mein Produkt, also muss ich Kredite aufnehmen, expandieren und mehr von dem produzieren, für das ich nicht ausreichend entlohnt werde. Oh, funktioniert nicht? Schrei nach Subventionen … so entstehen Milchseen, Butterberge und ein überschwemmter Markt.

Auch CDU/CSU, welche ja nun wieder was gefunden haben, um gegen die “Führung” zu wettern und nur deshalb auf der Bauernseite sind, sind für die jahrzehntelange, fehlgeleitete Agrarpolitik verantwortlich. Euer Hauptfeind sind aber immer noch größenwahnsinnige Verbände, denen der kleine Bauer scheißegal ist. Sie leisten Lobbyarbeit für die Agrargiganten, nicht für den kleinen Bauern. “Wachse oder weiche”, davon sollte sogar der Bauer mit den wahnsinnig großen Kartoffeln schon einmal gehört haben. Ja, eure Verbände, Union und ihr selbst als Lemminge habt den Karren in den Dreck gefahren.

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